Refluxchirurgie

Refluxchirurgie

Eine Refluxkrankheit liegt vor, wenn Mageninhalt in abnormer Menge, Zusammensetzung und wiederholt oder in längeren Phasen in die Speiseröhre hoch- bzw. zurückfließt.

Refluxkrankheit, genannt GÖRK

Der Fachausdruck benennt die Refluxkrankheit als GÖRK: Gastro-Ösophageale-Refluxkrankheit, gleichbedeutend mit Magen-Speiseröhren-Rückflusserkrankung. Dieser Reflux bedeutet also abnormer Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre.

Mageninhalt

Der Mageninhalt setzt sich aus dem Magensaft mit Salzsäure, Gallensaft und Bauchspeicheldrüsensaft sowie auch Schleim zusammen, nebst den nach Speiseaufnahme vorliegenden eingespeichelten Speisen, Getränken, eventuell auch Tabletten etc.

Ursachen, Krankheitsverlauf & Komplikationen

Durch Koordinationsstörungen am Mageneingang (häufig kombiniert auch am Magenausgang) oder durch einen Zwerchfellbruch, wie auch Kombinationsstörungen mit nachfolgender Undichtigkeit am Mageneingang, kommt es zum chronischen Rückfluss von Mageninhalt. Der dauerhafte Kontakt von chemisch aggressiven Substanzen (Verdauungssäften) führt langfristig zur chronischen Refluxkrankheit, die einer Therapie bedarf. Vorerst hilft sich der Körper mit Kompensationsmechanismen (Ausgleichsmechanismen) wie vermehrtes Schlucken und erhöhte Speichelsekretion mit nachfolgendem chronischen Räuspern, Husten etc. Jahrelang kann diese Situation somit kompensiert werden, bis es schließlich zu unterschiedlich starken Entzündungen in der Speiseröhre, im Rachen und Kehlkopf wie auch in der Lunge führen kann.

Symptome

Merkbarer Hochfluss von Magensaft, aber nicht unbedingt mit Sodbrennen einhergehend, ist das häufigste Symptom. Daneben sind das chronischen Irritationsgefühl im Rachen, Kloßgefühl (Globusgefühl), Geschmackstörung, chronisches Räuspern und Husten häufig zu beobachten und wird von den Patienten als zum Teil sehr störend angegeben. Die Lebensqualität kann zum Teil massiv beeinträchtigt sein (hoher Leidensdruck). Manchmal haben Patienten krampfhafte Schmerzen und zum Teil heftiges Druckgefühl hinter dem Brustbein und im Oberbauch, verursacht durch Speiseröhrenkrämpfe und gefangene Luft im Zwerchfellbruch, die mitunter einen Herzinfarkt vortäuschen können (Non Cardiac Chest Pain). Nach jahrelangem Verlauf kann es zu signifikanten Komplikationen durch den Reflux kommen, mit Geschwürsbildung, Blutung, Narbenbildung wie auch zu Komplikationen im Kehlkopf und in der Lunge (chronisches refluxbedingtes Asthma, chronische Bronchitis mit Emphysem) und auch zum Speiseröhrenkrebs.

Therapiemöglichkeiten

Es gibt drei Therapiemöglichkeiten, die bei unterschiedlicher Krankheitsausbildung eingesetzt und auch kombiniert werden sollten.

  • Vorerst allgemeine Maßnahmen, wie die Reduktion des Körpergewichts und Vermeiden von aggressiven scharfen Speisen und Gewürzen wie auch Alkohol und Nikotin. Daneben sollte der Betroffene nachts mit höhergelagertem Oberkörper schlafen.
  • Zweitens gibt es bereits jahrelang potente Medikamente (allen voran die H2-Blocker und PPIs = Protonen-Pumpen-Inhibitoren), wobei diese allein die Magensäureproduktion drosseln, in höherer Dosis zudem die Speichelproduktion (Schutzfaktor!), aber auch Gallensaft und Bauchspeicheldrüsensaft kaum einen Einfluß haben. Medikamentös können auch sogenannte Prokinetika (z.B. Motilium, Prepulsid) wie auch Schutzgels (Riopan, Sucralan, u.a.) eingenommen werden, wobei den Schutzgels noch eine größere Bedeutung als anderen Medikamenten zukommt.
  • Drittens ist bei einer ausgeprägten Refluxkrankheit, vor allem bei hohen Leidensdruck, bei solchen mit nachgewiesenen Volumenhochfluss, und bei Komplikationen durch den Reflux (Geschwürsbildung, Blutung, Narbenbildung) nach wie vor die sogenannte „Antireflux-Operation“ die definitive Therapie der Wahl.
Abklärung

Nach umfassender Abklärung mittels detaillierter Befragung, Untersuchung, Ultraschall, Gastroskopie, Schluckröntgen mit Refluxprüfung und eventuell Säuremessung und Druckmessungen wird der Patient allumfassend aufgeklärt und die Indikation zur passenden Therapie besprochen. Eine medikamentöse und allgemeine Therapie läuft einer eventuellen Operation immer voraus. Etwa 10-20% der Refluxerkrankten bedürfen einer operativen Sanierung, leichtere Fälle können konservativ behandelt werden, müssen aber regelmäßigen Kontrollen unterzogen werden.

Antirefluxchirurgie

Die ersten Operationen gehen bis in die 50-er Jahre zurück (Nissen-Fundoplikation). Anfängliche Misserfolge wurden durch Modifikationen der Operationstechniken korrigiert und sind seit den 90-er Jahren standardisiert. Mit 1993 wurde die erste Kameraoperation (laparoskopische Operation) in Belgien durchgeführt und noch im gleichen Jahr hier in Innsbruck angewandt, wo ich bereits selbst anwesend war. Zwei Methoden werden weltweit am häufigsten durchgeführt: die Nissen-Fundoplikation (360 Grad Korrektur) und die Toupet-Fundoplikation (270-320 Grad Korrektur).

Ablauf der OP

Die erwähnten laparoskopischen Antirefluxoperationen haben sich in Zentren als äußerst erfolgreiche Therapien erwiesen. Die Operation wird schmerzfrei innerhalb einer Stunde vollzogen, die Patienten können schon am selben Tag bereits normal trinken. Der Aufenthalt nach der Operation beträgt nur wenige Tage (durchschnittlich 4-5 Tage). Für 2-3 Wochen erfolgt eine adaptierte Diät mit flüssig-breiiger Kost.

Erfolgsquoten

Der Erfolg liegt in vollständiger Refluxverhinderung in über 96% und einer Patientenzufriedenheit von über 98% (98,5% würden sich sofort wieder operieren lassen!).