Krankhafte Fettsucht - Morbide Adipositas

Krankhafte Fettsucht - Morbide Adipositas

Morbide Adipositas (krankhafte Übergewichtigkeit oder Fettsucht) ist eine chronische, lebenslange und anlagebedingte Erkrankung mit exzessiver allgemeiner Fettablagerung und folglich extrem erhöhtem Gesundheitsrisiko.

Diese Art der Erkrankung ist selten das Resultat eines alleinigen gestörten Essverhaltens oder definitiven Suchtproblems. Ein multifaktorielles Ursachenprinzip inklusive eines angeborenen Fettstoffwechselproblems wird heute als Verursacher dieser komplexen Krankheit weiterhin untersucht und diverse Therapieansätze ständig neu entwickelt.

Abklärung

Um die definitive Diagnose einer morbiden Adipositas zu erhärten und um die zusätzlichen Komplikationen und Nebeneffekte der Erkrankung detailliert zu erfassen, bedarf es umfassenden medizinischen Abklärungen.

Dabei müssen kausale Ursachen wie Hormon- und Stoffwechselstörungen (z.B. Schilddrüsenunterfunktion, Nebennierenüberfunktion) mit detaillierter Krankengeschichte, körperlicher Untersuchung und speziellen Labortests abgeklärt werden. Weiters kommen auch bildgebenden Verfahren und Untersuchungen zur Anwendung, die zusätzliche Erkrankungen und Risiken feststellen lassen. Mit Ultraschall und Röntgen wie auch CT-Untersuchungen, nebst Spiegelungen und speziellen Katheteruntersuchungen, werden wichtige Begleiterkrankungen erfasst und dokumentiert. Auch eine spezifische fachärztliche Untersuchung wie z.B. ein orthopädisches Konsilium oder Refluxabklärung ist ebenso erforderlich wie auch eine psychiatrische oder psychologische Erhebung, um den Erfolg einer Therapie besser abschätzen und auch eventuelle Indikationen oder Kontraindikationen aussprechen zu können (Indikation: orthopädischer Bedarf einer signifikanten Gewichtsoperation vor Wirbelsäuleneingriffen; Kontraindikation: Magenbandanlage und Klaustrophobie).

Nach umfassender vollständiger Abklärung kann die jeweilig beste und sicherste Therapieform gewählt werden. So kann für den Patienten ein maximaler Therapieerfolg erwartet und ein optimales Langzeitergebnis gesichert werden.

Therapiemöglichkeiten

Es gibt zwei wesentliche und unterschiedliche Therapieoptionen

  • Konservative Therapieoptionen: Hierbei versucht man nach entsprechender medizinischer Abklärung und Korrektur einer eventuellen Basiserkrankung (z.B. Schilddrüsenunterfunktion), mit diversen Diätmaßnahmen und Bewegungsprogrammen das Übergewicht zu normalisieren. Begleitend versucht man auch, diverse Medikamente zur Unterstützung dieser Gewichtsreduktion einzusetzen. Diese habe unterschiedliche Ansätze und sind auch mit diversen Gefahren verbunden. Neben Appetitzüglern kommen insbesondere Medikamente zur Reduktion der Fettaufnahme zur Anwendung. Leider haben bei krankhafter Übergewichtigkeit solche Behandlungsmethoden eine extrem hohe Rückfallsquote und die anhaltende Gewichtsreduktion kann in nur weniger als 10% auf längere Sicht gehalten werden.
  • Operative Therapieoptionen: Dieser zweite Therapieansatz umfasst die Adipositaschirurgie. Sie ist inzwischen die erfolgreichste und wirkungsvollste Behandlungsform vor allem in der Vermeidung lebensbedrohender Komplikationen sowie schwerer degenerativer Probleme mit einem zwischen 80 und 90% liegenden Langzeiterfolg und hat sich als Standardmethode bereits in einigen Ländern der Welt durchgesetzt.
Erweiterte Indikation zur Adipositaschirurgie

Auch zur Risikominimierung bei geplanten anderweitigen Operationen (z.B. Herzbypass, Wirbelsäuleeingriffe oder orthopädische Eingriffe mit dringendem Bedarf an Gewichtsreduktion) kommt die Adipositaschirurgie immer häufiger zum Einsatz.

Alle notwendigen Abklärungsschritte und auch alle derzeitig sicheren und standardisierten Operationsmethoden mit allumfassender Nachbetreuung müssen aber von einem speziell geschulten und ausgebildeten Team erfolgen und gewährleistet sein.

Arten der Adipositaschirurgie

Auch hier unterscheiden wir inzwischen mehrere Formen. Dabei werden zwei Hauptmethoden (Restriktion und Bypass-Verfahren) manchmal auch miteinander kombiniert angewandt.

  • Restriktive Verfahren: Hierbei wird die Nahrungsaufnahme meist durch Einengung des Magens so gedrosselt, dass der Patient nur geringe, kleine Essmengen zu sich nehmen kann.
  • Ein Sonderbeispiel ist der Magenballon, der in den Magen durch eine Magenspiegelung eingebracht wird. Nachteilig ist aber, dass dieser oft schlecht auf längere Sicht vertragen wird und nach einem halben bis einem Jahr wiederum entfernt werden muss.
  • Das klassische Beispiel einer Magenrestriktion ist das Magenband. Dabei wird durch einen Plastikring am Mageneingang mit einem Ballon der Innendruchmesser verstellt, wodurch die Essmenge graduell gedrosselt wird. Diese Operation wird meist unter Kamerasicht in minimal invasiver Methode druchgeführt und hat sich weltweit mit zum Teil ausgezeichneten Langzeiterfolgen sehr bewährt.
  • Auch die Magenschlauchbildung ist hier zu nennen, wo durch eine radikale Verkleinerung des Magens (Schlauchbildung) eine signifikante Reduktion des Magenfüllvermögens erwirkt wird. Meistens wird aber die Magenschlauchbildung mit anderen Operationen kombiniert (s.u.).
  • Bypass-Verfahren: Bei den Bypass-Verfahren wird durch Verkürzung bzw. Umgehungsmaßnahmen die Resorptionsstrecke (Aufnahmestrecke) des Verdauungstraktes verkürzt und somit die Gesamtmenge der aufnehmbaren Nahrung wie aber auch die Kontaktzeit zur Aufnahme der Nahrungsbestandteile gedrosselt. Es gibt dabei sehr unterschiedliche Verfahren und Methoden, die häufig auch mit Magenverkleinerungen (z.B. Magenschlauchbildung, Magenkappenbildung), kombiniert werden.
  • Operationsablauf und Phase nach der OP: Fast alle Operationen zur Gewichtsreduktion können und werden heute meist in einer minimal invasiven Art durch speziell ausgebildete Chirurgen durchgeführt. Die Sicherheit hat inzwischen hohe Quoten erreicht, jedoch ist immer mit einer erhöhten Komplikationsrate bei adipösen Patienten zu rechnen. Spezielles Augenmerk liegt dabei auf der Lungenfunktion. Deshalb wird der Patient vorher detailliert vor allem auch allgemein internistisch und für Narkosefähigkeit abgeklärt und eventuell konditioniert (speziell vorbereitet mit z.B. Atemtraining).
  • Ansonsten ist meist ein kurzer stationärer Aufenthalt von weniger als einer Woche nötig, eine Wundkontrolle nach zwei Wochen.
  • Beim Magenband beginnt man mit der ersten Blockierung aber erst nach Ablauf eines Monats, während bei den anderen Methoden mit der Operation bereits ein „neues Leben“ beginnt.
  • Regelmäßige und anfänglich auch engmaschige Kontrollen und Begleitmaßnahmen sichern den stetigen Erfolg der Gewichtsabnahme!
Schlussbemerkung

Neben kosmetischen Gesichtspunkten sind derartige Operationen aber in erster Linie der Behandlung von signifikanten Begleiterkrankungen beim extremen Übergewicht dienlich.

Naturgemäß müssen aber nicht selten mehrere Hautkorrekturoperationen im Laufe von zwei bis fünf Jahren nach der erfolgreichen Adipositaschirurgie angeschlossen werden, um das kosmetische Ergebnis allumfassend befriedigend zu vervollständigen.

BMI = Bodymassindex

Der Körpermasseindex (Bodymassindex = BMI) ist dabei ein wichtiger international vergleichbarer Maßindex, um Patienten mit Übergewicht in Indikationsgruppen einteilen zu können.

Bei Patienten mit einem Körpermasseindex (BMI) von 30 – 40 sollte eine operative Behandlung in Erwägung gezogen werden, wenn Begleiterkrankungen oder zusätzliche Risikofaktoren vorliegen, wie zum Beispiel Hochdruck, Zuckerkrankheit, Gelenksprobleme etc.

Bei einem Körpermasseindex (BMI) von 40 kg/m² oder darüber ist ein klinisch schweres Übergewichtig vorliegend, die sogenannte morbide Adipositas, die einer definitiven medizinische Behandlung unterzogen werden muss und eine definitive operative Behandlung rechtfertigt.