Gallensteinleiden

Gallensteinleiden

Das Gallensteinleiden umfasst Steinleiden der Gallenblase und des Gallengangs. Entsprechende Krankheitsbilder und Symptome sowie deren Abklärung und Therapie bzw. Operationen werden dargelegt und erklärt.

Die Galle ist eine lebensnotwendige Flüssigkeit und für die gesamte Fettverdauung und Aufnahme fettlöslicher Vitamine verantwortlich. Die Galle wird in der Leber gebildet und über kleinste Kanälchen über den Hauptgallengang zum Darm und zur Gallenblase – als eine Art Überlauf- bzw. Speichergefäß – abgeleitet. Im Dünndarm (Zwölffingerdarm) mündet der Gang zusammen mit dem Gang der Bauchspeicheldrüse, sodass eine Verlegung zu schweren Problemen beider Gangsysteme führen kann (Stauung in die Leber führt zur Gelbsucht = Ikterus, Stauung in die Bauchspeicheldrüse führt zur Bauchspeicheldrüsenentzündung = Pancreatitis).

Krankheitsverlauf & Komplikationen

Eine Gallensteinerkrankung (Cholelithiasis) liegt vor, wenn in der Gallenblase oder im Gallengang Steine oder Konkremente (Gallenschlamm = Sludge und Gries, Kleinststeine = Mikrolithen, bis zu faustgroßen Steine) auftreten und zu Symptomen führen. Beschwerden umfassen leichte Missempfindungen ähnlich wie bei Magenverstimmung (genannt Dyspepsien), bis hin zu heftigen Koliken, Entzündungserscheinungen (Gallenblasenentzündung) mit Fieber, Schüttelfrost, dann die lebensbedrohende Gelbsucht (Ikterus) und die Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pancreatitis).

Symptome

Hauptsymptome sind unspezifisches „Magengefühl“ (Dyspepsie), Völlegefühl und Blähtendenz, nebst kolikartigen, ziehenden Oberbauchschmerzen v.a. am rechten Rippenbogen. Eine Kolik ist ein fast unerträglicher krampfartiger Schmerz im Oberbauch mit Schmerzausstrahlung typischerweise in die Schulter und gürtelförmig um den Mittel- bzw. Oberbauch.

Auch die leichten Beschwerden dürfen nicht als „minimale Symptome“ oder „Unpässlichkeiten“ abgetan werden, da jeder komplizierte Verlauf einer Gallenerkrankung potentiell lebensbedrohlich sein kann. Jährlich sterben einige Patienten hierorts an einem „abgewanderten kleinen Stein“ und dessen schwerwiegenden Folgezustände.

Komplizierte Gallensteinerkrankung

Der Fachausdruck bezeichnet die Gallensteinerkrankung, bei der das Abwandern eines Steines zu Folgekrankheiten führt. Je kleiner ein Stein ist, umso eher kann dieser abwandern.

Auch kleine Steine gehören heute operativ versorgt, bevor es zu komplizierten Verlaufsformen mit eventuell schweren Komplikationen oder einer Gefährdung des Patienten kommt.

Ursachen & Häufigkeit

Gallensteine treten bei Frauen häufiger auf als bei Männern. Durchschnittlich habe 15% der Gesamtbevölkerung Gallensteine! Bei manchen Erkrankungen kommt es zu einer signifikanten Häufung des Steinleidens, wie zum Beispiel bei der Refluxkrankheit beobachtet man in 30 bis 40% der Fälle Gallensteine. In 5 bis 15% der Erkrankten finden sich Steine nicht nur in der Gallenblase, sondern auch im Gallengang, was die Therapie deutlich komplizierter macht. Zu hoher Cholesterinspiegel, Übergewicht und Alter über Vierzig begünstigen die Entwicklung von Gallensteine.

Therapiemöglichkeiten

Es gibt drei Therapiemöglichkeiten, die bei unterschiedlicher Krankheitsausbildung eingesetzt und auch kombiniert werden können.

  • Vorerst allgemeine Maßnahmen, wie die Diät (fettarm, gewürzarm), insbesondere Vermeiden von gebratenen scharfen Speisen und Gewürzen, auch Alkohol und Nikotin. Allgemeine Reduktion des Körpergewichts.
  • Zweitens gibt es potente Medikamente zur Milderung der Symptome und zur Vermeindung von Komplikationen. Allen voran sind krampflösende Mittel zu erwähnen wie Buscopan oder Novalgin. Daneben führen H2-Blocker und PPIs = Protonen-Pumpen-Inhibitoren) über Drosselung der Magensäureproduktion zu einem geringeren Gallenfluss und somit zu einer Erleichterung der Symptome. Auch haben diese Medikamente einen positiven Einfluss auf die Bauchspeicheldrüse.
  • Drittens ist bei einer symptomatischen Gallensteinerkrankung die Entfernung der Steine kausales Therapieprinzip. Dabei wird mittels einer Gallenblasenentfernung der hauptsächliche Ort von Gallensteine durch Entfernung saniert. Bei Steinen im Gallengang müssen diese auch entfernt werden, entweder während der Gallenblasenoperation oder durch eine spezielle Spiegelung (genannt ERCP). Heute wird die Gallenblasenentfernung mit der Kameratechnik ausgeführt (laparoskopische Gallenblasenentfernung = lap. CHE). Auch Steine aus dem Gang können so geborgen werden. Häufig wird aber vor dieser Operation ein abgewanderter Stein mittels ERCP geborgen.
Abklärung

Nach umfassender Abklärung mit detaillierter Befragung, körperlicher Untersuchung, Ultraschall, Gastroskopie und eventuell Spezialröntgen oder MRI (Magnetresonanzuntersuchung) wird der Patient allumfassend aufgeklärt und die Indikation zur passenden Therapie besprochen.

Heute tendiert man dazu auch Steine ohne entsprechende Symptome frühzeitig bevor sie Probleme bereiten, geplant zu entfernen!

Ablauf der OP

Mit der erwähnten laparoskopischen Gallenblasenentfernung (laparoskopische Cholecystektomie) führt man mit einer Kameratechnik eine Ausschälung der Gallenblase vom Unterrand der Leber durch. Damit entfernt man dieses birnenförmige Bläschen von etwa 7 bis 10cm Länge und nimmt dabei alle Steine mit. Die Operation erfolgt in Vollnarkose und hat sehr niedrige Komplikationsquoten (Promillebereich) und wird meist innerhalb einer halben Stunde vollzogen. Die Operation wird als schmerzfrei empfunden und die Patienten können schon am selben Tag bereits normal trinken und eventuell ein kleines Mahl zu sich nehmen. Der Aufenthalt nach der Operation beträgt nur wenige Tage (durchschnittlich 3-4 Tage). Nach einer Woche sind die Patienten wiederum voll einsatzfähig.

Neuere Entwicklungen und Operationstechniken umfassen die Entfernung der Gallenblase über natürliche Öffnungen (NOTES = natural orifice trans endoscopic surgery) wie z.B. über den Magen, Mastdarm oder bei der Frau über die Scheide. Die interessanteste scheint aber die SILS-Technik (single incision laparoscopic surgery) zu sein. Hier wird die Gallenblase operativ mit der Kameratechnik allein über den Nabel aus operiert. Eine quasi unsichtbare Narbe innerhalb des Nabels beeindruckt das Endergebnis dieser Operation.

In Tirol hat Prof. Klingler nach der Klinik als einer der ersten weltweit diese SILS-Operation der Gallenblase an der Privatklinik Hochrum erfolgreich durchgeführt.

Erfolgsquoten

Der Erfolg liegt in vollständigen Beseitigung der Steine in über 98% und somit einer Patientenzufriedenheit von quasi 100%.